Zu Punkt 1: Einzelarbeit

  • Die Aufforderung zum Tun muss unbedingt an das persönlichen Erleben der Lernenden anschließen. 
  • Es ist ein erstes spontanes intuitives Vermuten, das innerhalb kurzer Zeit auf Papier gebracht wird (z.B.3 Minuten). Anstatt Papier können auch Bewegungsmuster, Bauwerke, Pantomime, ... verwendet werden. Allerdings sind flüchtige Formate mittels Video zu speichern.
  • Das Prinzip des Zutrauens und des Mutmachens wird in der MathEthik als EGOING bezeichnet.
  • Thematische Beispiele für die Schule: "Wie gehst du mit deinem eigenen Geld um?" "Wie kommst du zur Schule und wieder nach Hause?" "Drei Kinder wollen einen Bananenkuchen mit 780 Gramm gerecht aufteilen." "Wofür und wieviel Wasser verbrauchst du?" Zeichne alles was dir dazu einfällt schnell auf ein Blatt! Die persönliche Produktion von Etwas wird in der MathEthik GENERATING genannt. 
  • Thematische Beispiele für die Organisation: "In welchen Arbeitsbereichen wirst du besonders gefordert?" "Wofür  verwende ich in meinem Arbeitsalltag am meisten Energie?" "Wie würde mir meine Arbeit besser gelingen?" 
  • Das Eigene soll spontan und locker aufgezeichnet werden. 
  • Das Prinzip des EGOINGS schafft die Atmosphäre und den Raum, dass ein Etwas nach außen gebracht wird.
  • Das GENERATING bringt Aspekte des eigenen Sinnes - den EigenSinn - hervor, macht dieses Etwas kommunizierfähig.

 

Zu Punkt 2: Arbeit mit der ersten Partnerin

 

  • Im Herzeigen und im Erzählen des Eigenen mit der Partnerin kann etliches Assoziationen, Zustimmung, Skepsis oder Widerspruch erzeugen. Damit eröffnet sich die Chance, dass die Out-Formationen angenommen werden. Dass es sogar zu einer Reaktion, zu einer Resonanz führt. Und damit wird eine Out-Formation zu einer In-Formation.
  • Beim Zeigen, Sprechen und Erklären des Eigenen erfährt sie, dass sie Wirkung erzeugt. Ganz einfach mit ihrem Sosein, mit ihrer Eigen-Art, mit ihrer Kompetenz. Sie erfährt ganz konkret ihre Selbstwirksamkeit.
  • Die hinschauende und hinhörende Partnerin wiederum beginnt die Out-Formationen ihrer Partnerin genauer zu verstehen und Neues mit dieser Person zu verbinden.
  • Nach etwa 5 Minuten wird die Hinschauende und Hinhörende zur Präsentatorin.
  • Diese wechselseitige Resonanz schafft Nähe, Empathie, Anerkennung, Zustimmung, usw.  Aber es wird auch Elemente geben, die sehr unterschiedlich sind. Unterschiedlichkeiten in der Darstellung, in der Erklärung, in der Gestaltung, usw.
  • Wirklichkeitskonstruktion wird hiermit probiert, geübt und durch die Dialogform in natürlicher Weise mit Leben erfüllt. 
  • Diese Wechselwirkungen werden in der MathEthik DIFFERÄNCING genannt. Es wird das Erkennen von Unterschiedlichkeiten zugänglich und hinterfragbar.
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten sind der Treibstoff der Kommunikation und der Reflexion.

Zu Punkt 3: Arbeit mit der zweiten Partnerin

 

  • Die Arbeit mit der zweiten Partnerin kann mit den gleichen Regeln gestaltet werden wie mit der ersten Partnerin. Aber es ist auch interessant, wenn die zweite Partnerin mit Vermutungen und Vorurteilen die Zeichnung der Erzeugerin interpretiert.
  • Es entsteht eine Situation, wo jemand etwas anschaut und sich spontan dazu äußert. In diesen spontanen Äußerungen wird etwas aktiviert, das als Kommunikation zweiter Ordnung in der Fachwelt bezeichnet wird. 
  • Die Erzeugerin hat etwas zu Papier gebracht und bekommt die Wirkungen der Zeichnung und die Wirkungen ihrer Persönlichkeit rückgemeldet. Damit werden die Wahrnehmung und die Wirkungen der eigenen Wirklichkeitskonstruktion thematisiert. 
  • Es eröffnen sich die Kommunikationsräume über das Entstehen von Unterschiedlichkeiten und über die Entwicklung von Unterschiedlichkeiten sowie deren Wertigkeiten.
  • In der MatEthik wird dies als Prinzip des ETHICING bezeichnet.
  • DIFFERÄNCING ist die Erhöhung der Unterschiedlichkeiten und der Möglichkeiten. ETHICING ist die Reduktionsarbeit. Das Herausarbeiten der Wichtigkeiten ist wichtig, da daraus die weiteren Handlungsmöglichkeiten entstehen.

Zu Punkt 4: Plenum

 

  • Die Leiterin bzw. Lehrerin sorgt für eine angstfreie, offene, transparente, fehlerfreundliche Kommunikation. Die Zeichnung (bzw. die erzeugte Dokumentation) muss vollkommen und groß für alle sichtbar sein. Entweder wurde bei Punkt 1 bereits ein großes Zeichenblatt (mindestens DIN A3) mit kräftigen Stiften oder Plakatschreibern verwendet oder es wird eine technische Lösung wie z.B. eine Dokumentenkamera verwendet. Bei Videoaufnahmen gäbe es auch Smartphone Projektoren.
  • Während der Einzelarbeit und während der Partnerinnenarbeiten konnte die Lehrerin die Arbeitsweise und das Verhalten der Teilnehmerinnen bereits eingehend beobachten.
  • Die vertrauliche Dialogform mit den Partnerinnen ist die Vorbereitung und die Trainingsphase für die Präsentation der Zeichnung vor versammelter Gruppe.
  • Die Leiterin schreibt - für alle transparent - Stichwörter der Präsentation öffentlich auf das Flipchart.
  • Zuerst erzählen die Partnerinnen im Plenum alle Details der Zeichnung. Erst am Schluss, also als dritte, bringt die Erzeugerin des Bildes die gesamte Geschichte ihres Bildes und ihrer persönlichen Sichtweise des Themas.
  • Das gesamte Plenum erhält nach diesen drei Wortmeldungen Möglichkeit, sich an der Diskussion zu beteiligen.
  • Alle Stichwörter, Ideen und Diskussionsbeiträge werden sortiert, geordnet und nach ihrer Brauchbarkeit geordnet. Fragen nach der Folgelastigkeit und der Konsequenzen für die Konzeption von Projekten führen in die Erforschung von Handlungsoptionen.
  • Der gekonnte Einbau von recherchiertem Wissen und praktischem Können wird ein hoher Wert beigemessen.
  • Kulturtechniken wie das Lesen, das Mathematisieren, das Schreiben, das Dokumentieren, das Vergleichen, das Verifizieren, das Kontrollieren, ... dienen dem Erreichen der Ziele.
  • Soziokratische Moderation ist bei der gemeinsamen Findung von passenden Konzepten sehr hilfreich.

Zu Gesamtleitung

 

  • Die MathEthik verwendet dafür den Begriff des COMPLEXXXING.
  • Die bewusste Erhöhung der Möglichkeiten durch das Hereinholen der subjektiven Out-Formationen steigert die Komplexität des Geschehens immens. Es gibt eine Fülle von Sichtweisen, von Ideen, Gedanken, Problemen, Visionen, Strategien, Freuden, Ängsten, Gefühlen, Expertisen, usw., die von der Leitung sowohl fachliche Übersicht als auch Wissen um Systemdynamik verlangen.
  • Die fertig vorbereitete perfekte PowerPointPräsentation der Leiterin ist vielleicht an irgendeinem Punkt zur Impulsschaffung notwendig. Aber grundsätzlich kommt von den Teilnehmerinnen sowieso eine Fülle von allem.
  •  Es findet das Lernen entlang der individuellen Eigen-Sinne statt. In einer gekonnten Sozialen Architektur entwickelt sich daraus kollektive Intelligenz.
  • Die Strategien des Lebenslangen Lernens werden hiermit von Beginn an trainiert: Das Entwickeln einer persönlichen These. Das Infragestellen der eigenen These. Das Verstehen von anderen Thesen. Das Herausarbeiten von Wertvollem. Das Überprüfen der passenden Möglichkeiten. Das Ausprobieren von Neuem. Das Eigene schätzen lernen. Die eigenen Talente mit anderen kombinieren lernen.
  • Mit mathEthischer Steuerung werden Kreativität, Kollaboration, Kritikfähigkeit und Kommunikation dauerhaft implementiert. Inklusion ist sowieso selbstverständlich, da die unterschiedlichen Persönlichkeiten Teil der Entwicklung kollektiver Intelligenz sind. 

Zur Steuerungsphilosophie

 

  • Die Leiterin verschafft sich Überblickswissen über den Arbeitsbereich.
  • Sie ist verantwortlich für die Schaffung einer angstfreien, sachlichen und doch lockeren Atmosphäre.
  • Sie schreibt keine Vorbereitung fürs UNTER-richten. 
  • Sie schafft Soziale Architekturfürs AUF-richten.
  • Sie verwendet das Prinzip des EGOING, traut allen etwas zu, ermutigt bei Bedarf, sorgt für einfache Strukturen und ist zugänglich bei Unsicherheiten.
  • Sie verlangt Kreativität und Intuition gemäß des Eigen-Sinns in einem klaren Kontext.
  • Sie verwendet das Prinzip des GENERATING, beim dem sowohl der Impuls (Thema und Zeitrahmen) als auch das Format (Gestaltungsmaterialien vorbereiten) genau auf das Arbeitsfeld passt.
  • Sie verwendet vertraute aber auch neue herausfordernde kommunikative Situationen, um die Differenzierungsfähigkeit bei allen zu steigern. Mit dem Prinzip des DIFFERÄNCING.
  • Sie erhöht die Komplexität ganz bewusst und entwickelt mit allen, Strategien der Komplexitätsbewältigung,
  • Sie moderiert den Wertfindungsprozess mit Diskussionen zur Folgelastigkeit von Entscheidungen. Ziel ist Handlungsfähigkeit mit dem passenden Prinzip des ETHICING.
  • Sie ist auf der Höhe der Lernprozesse, baut passende Strukturen hiezu und schaut selbst immer wieder über den Tellerrand. Sie ist im Prinzip des ETHICING, im Raum der Verantwortlichkeiten.
  • Sie lernt ständig von ihren Lernenden weil sie auch eine Mitverantwortung für jede Persönlichkeitsentwicklung hat und Mitverantwortung für die Erhöhung der Humanisierungspotentiale.